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Abchasische Sprache

21.12.2015

Die abchasische Sprache (Eigenbezeichnung: аҧсуа бызшәа, [аpʰswa bəzʃʷa]) ist eine nordwestkaukasische Sprache, die vom Volk der Abchasen in AbchasienGeorgien, in der TürkeiRussland und in einigen anderen Ländern mit abchasischer Diaspora gesprochen wird. Die Sprecherzahl wird auf etwa 106.000 bis zu 125.000 Menschen geschätzt

Das Abchasische ist die Sprache des Volks der Abchasen. Es war über Jahrhunderte lediglich eine gesprochene Sprache. Abchasische Sagen und Geschichten, wie etwa die Narten, wurden lange Zeit meist nur mündlich weitergegeben.

In der Spätantike dienten Georgisch und teilweise auch Griechisch und ab dem 9. Jahrhundert ausschließlich Georgisch als Schriftsprache im heutigen Abchasien. Es ist unklar, ob das Georgische ausschließlich die Sprache der Oberschicht war und inwiefern sich auch die einfache Bevölkerung dieser Sprache bediente. Mit der russischen Eroberung des Kaukasus wurde das Georgische als Schriftsprache in Abchasien schließlich durch das Russische ersetzt.

Die ersten Fragmente der abchasischen Sprache wurden im 17. Jahrhundert vom osmanischen Reisenden Evliya Çelebi in arabischer Schrift niedergeschrieben. Im Russischen Reich begann man ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung unterschiedlicher Alphabete und Rechtschreibungen für das Abchasische. Das erste standardisierte abchasische Alphabet wurde 1862 vom deutsch-russischen Adligen Peter von Uslarentwickelt und bestand aus 37 kyrillischen Buchstaben.

Abchasisch wurde somit ab Ende des 19. Jahrhunderts eine Schriftsprache.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entstand eine eigene, neue abchasische Literatur, zu deren bedeutendsten Vertretern Dmitri GuliaSamson Tschanba und Bagrat Schinkuba zählen. Mehrere bekannte abchasische Schriftsteller, darunter Fasil Iskander und Georgi Gulia, schrieben jedoch auf Russisch. Nach der Oktoberrevolution 1917 kam es zu einer kurzzeitigen Blüte der abchasischen Sprache. Es bildete sich erstmals eine abchasische Presse, so wurde 1919 mit der bis heute existierenden Apsny die erste abchasischsprachige Zeitung gegründet.

Auf diese kurze Periode der Entfaltung folgte während der Zeit des Stalinismus eine Phase der Unterdrückung. Die Abchasische Sowjetrepublik wurde aufgelöst und an die Georgische SSR angeschlossen, das Abchasische musste nun zwangsweise mit dem georgischen Alphabet geschrieben werden, abchasische Schulen wurden systematisch geschlossen und abchasische Aktivisten hingerichtet. Georgisch und Russisch dominierten das öffentliche Leben. Mit dem Tod Stalins im Jahr 1954 wurden die meisten restriktiven Maßnahmen gegen Abchasen und das Abchasische wieder aufgehoben, es folgte auch die Rückkehr zum kyrillischen Alphabet. Als sich die Sowjetunion 1991 auflöste, sprachen viele Abchasen kein Abchasisch mehr.

Heute ist Abchasisch (zusammen mit Russisch) Amtssprache in der nur von wenigen Staaten anerkannten Republik Abchasien. Dort wird die Sprache inzwischen systematisch in den Schulen gelehrt. Im öffentlichen Leben dominiert in Abchasien allerdings das Russische, wenngleich die Bedeutung des Abchasischen wächst. Auch die georgische Autonome Republik Abchasien sieht Abchasisch als regionale Amtssprache vor.

Dialekte

Abchasisch wird oft zusammen mit dem Abasinischen  als Dialekt einer gemeinsamen abchasisch-abasinischen Sprache bezeichnet. In der Sprachwissenschaft werden Abchasisch und Abasinisch aber zumeist als zwei verschiedene Sprachen betrachtet. Abchasisch teilt sich in mehrere Dialekte auf, von denen noch drei auf dem Gebiet Abchasiens gesprochen werden: (von Westen nach Osten) Bsyp, Abshuj und – als kleinerer Dialekt – Samursakan (nicht zu verwechseln mit dem mingrelischen Dialekt Samursakan-Sugdidi). Weitere Dialekte werden heute in der Türkei gesprochen – etwa Sads, Achtschipsa und Tsabal, ebenso Bsyp.

Die abchasische Sprache ist durch einen ungewöhnlich großen Konsonantenbestand und einen ungewöhnlich kleinen Vokalbestand gekennzeichnet. Sie hat zwei phonologisch distinktive Vokale: einen offenen Vokal a und einen geschlossenen Vokal ə. Abhängig von der Wortumgebung können diese Vokale als e, i, o oder u ausgesprochen werden. Der Abshuj-Dialekt hat 58 Konsonanten, der Bsyp-Dialekt sogar 67.

Das Abchasische ist eine agglutinierende Ergativsprache. Bei den Personalpronomen werden Genera unterschieden. Während die Morphologie des Nomens relativ einfach ist (es gibt nur wenige Kasus), ist die des Verbs sehr komplex (sie beruht vorwiegend aufPräfigierung).

 

Schrift

Die ersten Schriftzeugnisse des Abchasischen sind im arabischen Alphabet verfasst und wurden im 17. Jahrhundert von Evliya Çelebi niedergeschrieben. Das erste standardisierte abchasische Alphabet wurde 1862 von Baron Peter von Uslar entwickelt und bestand aus 37 kyrillischen Buchstaben. Ab 1905 wurde ein kyrillisches Alphabet mit 55 Buchstaben benutzt. Nikolai Marr entwickelte ein lateinisches Alphabet mit 75 Buchstaben, das von 1926 bis 1928 verwendet wurde, bis eine neue lateinische Schrift eingeführt wurde. 1937 wurde ein auf der georgischen Schrift basierendes Alphabet eingeführt, das bei der abchasischen Bevölkerung aber auf Ablehnung stieß. Nach dem Tod Josef Stalins wurde 1954 das bis heute verwendete abchasisch-kyrillische Alphabet eingeführt, das von Dmitri Gulia und Konstantin Matschawariani schon 1892 entworfen worden war.

Das heutige abchasisch-kyrillische Alphabet enthält zahlreiche Buchstaben, die es nur im Abchasischen gibt.