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VOM BUDDY ZUM BOSS: AB WANN MUSS MAN EIN CHEF SEIN?

22.02.2016

Um den eigenen Status Quo in Sachen Führungskompetenz beurteilen zu könnensollte sich jeder Startupper gedanklich auf folgendes Wunsch-Szenario einlassen. Im Selbst-Check quasi. Der Mega Business Case ist aufgegangen, ein fetter Deal ist gemachtInnerhalb eines Monats müssen 15 zusätzliche Mitarbeiter – beispielsweise für ProduktionLogistik und Serviceabwicklung – eingestellt werden. Es brummtSchon im darauf folgenden Monat müssen zehn weitere Mitarbeiter her. Diesmal für Hotline, Buchhaltung und Außendienst. Das heißt: Von heute auf morgen stehen neben dem eigentlichen Business auf einmal auch GehaltsabrechnungenVerträgeMietverträge, die Einrichtung neuer Arbeitsplätzeweitere FinanzierungenFirmenwagen – und 100 weitere Dinge – im Vordergrund des Geschehens. Ist doch geilLäuft! Das Team ist hochmotiviertalle sind irgendwie emsig dabei – und die Stimmung ist ausgezeichnetDoch wie wird das Unternehmen sich weiterentwickeln – so ganz ohne FührungWohin wird die stimmungsgeladene Eigen- und Gruppendynamik wohl führenwenn jetzt niemand führt?

Wir verlassen das Wunsch-Szenario und greifen die Eingangsfrage auf: Ab wann braucht man die Lizenz zum Chef-sein? Der gedankliche Ausflug ins Wunsch-Szenario hat gezeigtnicht erst ab dem berühmten Break Even, sondern bereits vielviel früher. Was ist Chef-sein eigentlichFühren wird insbesondere dann unterschätztwenn es vermeintlich niemanden zu führen gibtAußer sich selbstDurch den Tag, vorbei an Hindernissen und VersuchungenErfolgreiche Unternehmer benötigen nicht nur Ideen und Visionen, sie brauchen auch schlichtweg die Fähigkeitsich selbst durch die Unwägbarkeiten des Geschäftslebens zu führenKommt Erfolgkommen Mitarbeiterkommt noch mehr Erfolg? Fest steht: Nur ganz wenige Geschäftsideen lassen sich zu 100 Prozent allein realisieren. Das bedeutet nahezu zwangsläufig Founder goes Chef. Aber Achtung – ob das Business auch weiterhin gut funktionierthängt maßgeblich von bestimmten Skills ab, die jeder Gründer beherrschen sollte. Um Missverständnissen vorzubeugenMitarbeiter zu führen und sich gut zu verstehenschließt sich nicht aus. Allerdings hat sich gut zu verstehen und über alles sprechen zu können, für sich genommennoch nichts mit Führungskompetenz zu tun.

Führung heißt Vorbild seinVerantwortung übernehmenVertrauen schaffen. So mancher wird nun sagen „Na ja, eines dieser drei „V“s hab ich sowieso im GriffMeine Buddies und ich – wir vertrauen uns voll – bei Pizza’n Beer…“ Gutes Führen geht weiterChef-sein bedeutet, die ZieleRahmenbedingungen sowie die Organisation einer oder mehrerer Mitarbeiter zu bedenken – und entsprechend zu handelnMitarbeiter sind nämlich weder Co-Unternehmernoch „Ab“-Arbeiter – sondern MitarbeiterDiese Person trägt also weder das unternehmerische Risikonoch ist der Arbeitsvertrag lebenslänglich angelegtLaufen die Dinge blöd, ist der erste Mitarbeiter viel schneller verschwunden, als man ihn gefunden und für sich gewonnen hat. Oft unterschätztMitarbeiter haben ein Recht auf einen geregelten ArbeitsablaufZiele zur Orientierung, Feedback zur Arbeitsleistung und Persönlichkeitsentwicklung. Und diesen berechtigten Anforderungen kann man nur mit erlernbaren Führungskompetenzen und Methoden begegnen.

Bunte oder homogene Teams? Die Frage, ob man Mitarbeiter am besten nach eigenen persönlichen Vorlieben oder nach fachlichen Qualitäten auswähltwird gerade von Gründern oft gestelltAuch hierzu liegt die Antwort letztendlich in den Führungsskills des Unternehmers. Die Gestaltung der Zusammenarbeit wird ganz wesentlich vom Vorgesetzten beeinflusst. Der Vorteil bei „bunten“ Teams liegt darindass unterschiedliche Kompetenzen und Sichtweisen zusammenfließenNachteil: Das führt nur zu guten Ergebnissenwenn zielführende (Führungs)-Methoden zum Einsatz kommenPraxisbeispiel: Ein buntes Team aus drei Servicemitarbeitern soll sich um Kundenbestellungen kümmern. Ein Mitarbeiter kommt aus der Versicherungsbranche und ist es gewohntKunden intensiv zu beraten. Der zweite Mitarbeiter war im Call-Center eines Versandhauses und ist knappe Gespräche gewohnt, in denen er den Kunden gerne weitere Produkte verkauft. Der dritte im Team hat im Premiumsegment einer amerikanischen Kreditkartengesellschaft gearbeitet und ist es gewohnt, den Kunden auf hochwertigem Papier individuelle Einzellösungen anzubietenSelbstverständlich können sich alle drei schnell drauf einigen, was zu tun ist: Kundenbestellungen bearbeitenDoch gerade am Wie droht es zu scheiternLösungKlare Strategie des Unternehmers mit eindeutigen Vorgaben.

ÜbrigensChef-sein heißt auchStändig unter Beobachtung stehen. Die Vorbildfunktion hat keinen On-/Off-Schalter. Die Lampe brenntGerade deshalb macht es absolut Sinn, sich das Leben als Gründer von Anfang an etwas leichter zu machenBestimmte methodische Kompetenzen und eine gute Portion Selbstreflexion sind dabei mehr als hilfreichSchließlich hat man auch alles andere, was man gut kannirgendwann mal gelernt. Und zwar in aller Regel nicht von alleinZiele wirklich sinnvoll zu definierenAufgaben tatsächlich effizient zu vergebenKonflikte möglichst fair zu lösenMitarbeitergespräche wirklich professionell führen zu können und Feedback und Motivation authentisch zu vermitteln – all das wird durch dauerhaften Erfolg belohnt werdenVorausgesetzt, man hat die Lizenz zum Chef-sein.