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Persönlichkeiten der abchasischen Geschichte

14.12.2015

Nestor Lakoba
Nestor Lakoba wurde 1893 im abchasischen Lychny geboren. Aufgrund bolschewistischer Aktivitäten wurde er schon früh vom zaristischen Geheimdienst Ochrana verfolgt und machte auf diese Weise Bekanntschaft mit Josef Stalin. In der Folgezeit arbeiteten sie zusammen. 
Nach der Oktoberrevolution machte Lakoba zunächst als Gefolgsmann Lenins Karriere. Im Kampf um die Macht während Lenins Krankheit und nach dessen Tod war Lakoba in der georgischen Anhängerschaft Stalins. 1921 besetzte die Rote Armee Georgien. Abchasien erhielt als Abchasische SSR zunächst den Status einer eigenständigen Sowjetrepublik. Lakoba wurde Chef der Kommunistischen Partei Abchasiens. 1931 wurde Abchasien jedoch an die Georgische SSR angeschlossen. 
Lakoba unterhielt gute Beziehungen zu vielen einflussreichen Funktionären der Sowjetunion. Nestor Lakoba und sein Bruder Michail, der zuerst die Funktion des Volkskommissars für auswärtige Angelegenheiten und später die des Volkskommissars für Landwirtschaft in Abchasien innehatte, beherbergten im Jahr 1925 einige Monate Leo Trotzki und dessen Frau, die sich aus gesundheitlichen Gründen in Abchasien aufhielten. 
1932 erzählte Lakoba seinem Freund, dem hochrangigen georgischen Funktionär Sergo Ordschonikidse, dass sein Hauptrivale, der transkaukasische Parteichef Lawrenti Beria, negative Äußerungen über Ordschonikidse von sich gegeben hatte. Der Hinweis führte zu einem Briefwechsel zwischen Beria und Ordschonikidse, in dessen Verlauf sich Beria in einem Brief vom 18. Dezember 1932 entschuldigte: „Ich bewundere Dich zu sehr, um solche Dinge zu sagen. Ich bitte Dich nur um eins: Glaube niemandem!“ 
Aufgrund der großen Popularität Lakobas wagte es Beria nicht, ihn zu verhaften. Lakoba und sein Bruder wurden ins Hauptquartier der georgischen Kommunistischen Partei in Tiflis eingeladen. Dort verabreichte man Lakoba bei einem Abendessen mit Beria Gift, an dem er kurz darauf starb. Nach offizieller Darstellung erlag Lakoba einem Herzinfarkt. Seine Leiche wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme zeremoniell nach Suchumi überführt, und in einem Staatsbegräbnis beigesetzt. Nikita Chruschtschow schreibt in seinen Memoiren, dass Lakobas Leiche auf Berias Anweisung hin wieder ausgegraben und als Überrest eines Volksfeindes verbrannt wurde.

Wladislaw Ardsinba 
Wladislaw Ardsinba (14. Mai 1945 in Eschera bei Suchumi; 4. März 2010 in Moskau, Russland) war ein abchasischer Politiker. Er war Historiker und von November 1994 bis zum 12. Februar 2005 Präsident der Republik Abchasien.
1966 schloss er sein Studium am Staatlichen Pädagogischen Institut Suchumi (heute Abchasische Staatliche Universität) ab. Danach studierte er am Institut für Orientalische Studien der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, promovierte in Geschichte. 1969 bis 1987 Mitarbeiter des Instituts für Geschichte, Kultur und Religionen der antiken Völker Vorderasiens. 1987 kehrte Ardsinba nach Sochumi zurück, wurde er Direktor des Abchasischen Instituts für Sprache, Literatur und Geschichte.
1988 wurde Ardsinba zum Mitglied des Oberstens Sowjets Abchasiens gewählt. 1989 wurde er Mitglied des Obersten Sowjets der Sowjetunion, wurde dort zum Präsidiumsmitglied und Vorsitzenden des Unterausschusses für den Status autonomer Einheiten gewählt. 1990 wurde er Vorsitzender des Obersten Sowjets Abchasiens, 1992 Vorsitzender des abchasischen Parlaments. 1994 wählte ihn das abchasische Parlament zum ersten Präsidenten der Republik. Am 3. Oktober 1999 wurde er ohne Gegenkandidaten mit 99 % der Stimmen in seinem Amt bestätigt.
Ardsinba betrachtete Abchasien als eigenständige Nation, die von Georgien unabhängig ist. Zwar traf er sich 1997 mit dem georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse in Tiflis zu Kooperationsgesprächen, zugleich hat er wiederholt Anträge an Russland gestellt, Abchasien als assoziiertes Mitglied der Russischen Föderation aufzunehmen. In kritischen politischen Situationen flog Ardsinba regelmäßig nach Russland, um sich beim russischen Präsidenten Rückendeckung für seine Politik zu beschaffen.
Seit 2002 war Ardsinba nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten.