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Fünf Fehler, an denen Gründer scheitern

14.12.2015

Scheitern ist Standard: Nur jedes zweite Unternehmen übersteht die ersten fünf Jahre nach der Existenzgründung. Welche Fehler die Gründer machen - und wie sie sich vermeiden lassen.
Eine Firma mit Vollgas gegen die Wand zu fahren, ist völlig normal. 50 Prozent aller Start-ups erleben ihren fünften Geburtstag nicht, nach zehn Jahren sind sogar nur noch 10 Prozent übrig, weiß Jan Wessels, Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Bremen und selbst Gründer des Start-ups Solvertec. Über die Unternehmer und Unternehmerinnen selbst sagt das erst einmal wenig aus. Selbst Henry Ford, Walt Disney und Steve Jobs scheiterten zunächst mit Start-ups, bevor sie ganze Branchen revolutionierten und Weltunternehmen aufbauten. Sie haben aus ihren Fehlern gelernt. Woran aber scheitern die meisten Start-ups? Die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus der Gründer-Werkstatt bei derimpulse-Konferenz „Aus Fehlern lernen“:
1. Geburtsfehler
Es waren einmal fünf Freunde, denen beim Bierchen eine Geschäftsidee einfiel, also gründeten sie gemeinsam. So beginnen viele Geschichten gescheiterter Gründer.
Freundschaft ist aber kein Kriterium für geschäftlichen Erfolg, sie sagt nichts aus über die nötigen Qualifikationen und Kompetenzen für den Aufbau eines Unternehmens. Oft werden Schlüsselpositionen falsch besetzt, fehlt es an Know-how auf kritischen Positionen und mangelt es an einem gemeinsamen Verständnis für die Unternehmensziele. So ist schon der Start der Anfang vom Ende.
Gute Gründungsberater, seriöse Business Angels und unabhängige, erfahrene Unternehmer können helfen zu klären, ob das Gründerteam wirklich kompatibel ist.
2. Fehlkalkulationen
Eine Million Umsatz im ersten Jahr? Das liest sich gut imBusinessplan und ist oft das, was Investoren hören wollen. Genauso oft ist es eine Illusion. In der Folge steigen die Kosten zu schnell, weil die Zahl der Mitarbeiter und Dienstwagen schneller wächst als die Erlöse. Die hohen Fixkosten können dann schnell das Ende bedeuten, wenn die Geldgeber die Diskrepanz nicht länger finanzieren wollen.
Erfolgsversprechender ist es, sich möglichst schlank aufzustellen – Stichwort: Lean Start-up. So können auch anfängliche Durststrecken überstanden und mit längerem Atem die Million später erreicht werden. Dann kann man immer noch den Firmenwagen anschaffen und einen Assistenten einstellen.
3. Übermut
Nichts ist so wichtig für Gründer wie der Glaube an sich selbst. Die Euphorie des Anfangs braucht man auch, um die 80-Stunden-Wochen und Startschwierigkeiten zu meistern. Allerdings ist es ein schmaler Grat zwischen gesundem Optimismus und blinder Begeisterung.
Wer jeden Erfolg sich selbst und jedes Problem widrigen Umständen zuschreibt, macht man sich selbst etwas vor. Wenn bei jedem Rückschlag einfach das Tempo erhöht wird, wenn auf jede Absage ein „Jetzt-erst-recht“ folgt, dann geht die Fähigkeit zur sachlichen Analyse der eigenen Situation verloren. Aus dieser Abwärtsspirale gibt es oft kein Entrinnen. Meist hilft hier nur der nüchterne Blick von außen und der Wille externen Rat auch anzunehmen.
4. Fehlendes Kundenverständnis
Am Produkt selbst liegt es vergleichsweise selten, wenn Gründer scheitern. Doch ein perfektes Produkt nützt nichts, wenn die Gründer kein tiefes Verständnis dafür entwickeln, wie ihre potenziellen Kunden ticken und ihre eigenen Prozesse darauf ausrichten.
Was die Kundenbedürfnisse sind, ob B2C oder B2B, welche Probleme sie haben, wofür sie bereit sind zu bezahlen und wer eigentlich der richtige Ansprechpartner in größeren Organisationen ist – das alles ist Gründern oft gar nicht klar. Wird das erst erarbeitet, wenn die Neugründung schon im Vollgas-Modus unterwegs ist, läuft oft die Zeit davon – dass dann das Geld ausgeht, ist dann eher eine Folge als eine Ursache der Probleme.
Der bessere Weg: im Vorfeld eine Zielgruppenanalyse machen und darauf basierend eine Preisstrategie festlegen.
5. Konflikte
Haben sich die Gründer untereinander und mit ihren Geldgebern nicht detailgenau über ihre Ziele, Strategien und konkreten Schritte nach der Gründung verständigt, kommt es oft schnell zum Streit. Besonders dann, wenn es ohnehin schlecht läuft, kann die Lage schnell eskalieren.
Irgendwann brüllt man sich nur noch an und die Investoren wollen ihr Geld zurück. Der Druck wird unerträglich und die Gründer sind nur noch mit Krisenmanagement beschäftigt. Dann geht es oft nur noch darum, irgendwie aus der Sache rauszukommen – das Start-up stirbt einen schnellen Tod.
Wer Scheitern vermeiden will, sollte das Vorgehen in Streit- und Krisensituationen vorab klären, am besten schriftlich und rechtlich bindend.