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Die Abchasische Familienkultur

19.05.2016

Die Abchasen

Die rund 87000 Abchasen ,die sich selbst „Apsua“ nennen, gehören zu den ältesten Völkern des Kaukasus. Als nordwestkaukasisches Volk zählen sie zur abchasisch-adygeischen Sprachgruppe. Erst seit 1865 existiert eine abchasische Schriftsprache, die ab 1932 auf der Basis des Lateinischen, ab 1938 des Georgischen und ab 1954 des Russischen geschrieben wurde.

Die Abchasen sind ein sehr altes, überaus aktives und stolzes Volk. Ihre belangvollste Eigenschaft  ist ihre Liebe zu Angehörigen ihres eigenen Volkes. Sie lebten in Großfamilien, in denen ihre Sitten bzw. Bräuche wie zum Beispiel die unermessliche abchasische Gastfreundschaft sowie die Erziehung adliger Jungen in schlichten und bescheidenen Bauernfamilien über viele Jahrhunderte unnachgiebig aufrechterhalten wurden.

Kultur: ein Zusammenspiel zwischen Gleichheit und Verschiedenheit

Menschen unterscheiden zwischen freundschaftlichen und distanzierten Verhaltensweisen. Sie differenzieren zwischen unterordnendem und dominantem Verhalten. Und sie verstehen den Unterschied zwischen Intimität und Formalität.

 Oft gehen wir davon aus, dass wir alle gleich oder alle verschieden sind. Die Tendenz zur Generalisierung, die sich hier zeigt, ist typisch für Menschen. Alle Menschen haben eine Sprache, Essgewohnheiten, Kunst, Mythen, religiöse Praktiken, Familienstrukturen etc. Der Unterschied liegt in den Einzelheiten. Zwar haben alle Menschen Essgewohnheiten, aber was sie essen, wie sie es essen, usw. ist unterschiedlich. Diese Einzelheiten kultureller Unterschiedlichkeit sind für das Verstehen sozialen Verhaltens von großer Bedeutung.

„Die Bedeutung kultureller Elemente für die Gesellschaft, für eine Klasse oder soziale Gruppe ist Reflex ihrer Lebensweise unter historisch spezifischen Verhältnissen“.

Das Familienleben

Die Basis des abchasischen Familienlebens beruht auf der „Förmlichkeit“. Da die Abchasen, sei es binnen der Familie oder in der Gesellschaft Erscheinungsformen von dreisten, ungenierten sowie unfreundlichen Verhaltensmustern als Respektlosigkeit gegenüber Älteren betrachten, streben sie vorwiegend eine respektvolle Erziehung an. Dieses förmliche Familienmodell, das sich durch Ordnung, Harmonie und respektvolle Verbundenheit kennzeichnet, ist vergleichbar mit einer Tugendschule, in der den Kindern gute (wertvolle) Charaktereigenschaften vermittelt werden.

Die Rolle des Mannes (Vaters)

Der Vater besitzt die Position des Oberhauptes der Familie. Aufgrund dieser Dominanz der Rolle des Vaters kann man die Struktur abchasischer Familien auch als patriarchal beschreiben. Zwischen ihm und den anderen Familienmitgliedern herrscht eine obligatorische Respektbeziehung. Die Anweisungen des Vaters werden aus Gründen der Wertschätzung und Zuneigung ohne Einwände oder Bedenken ausgeführt.

Unter der Gleichberechtigung zwischen Ehemann und Ehefrau verstehen die Abchasen die bestehende wechselseitige Liebe, den Respekt, den sie füreinander aufbringen und das Anteil nehmen an Kummer und Freude sowie Hoffnung des anderen.

Die Rolle der Frau (Mutter)

Die Stellung der Ehefrau bzw. Mutter kann man als besonders schätzenswert und ehrenvoll charakterisieren. Sie wird als das zweite Oberhaupt der Familie anerkannt. Ihre Aufgaben beziehen sich vornehmlich darauf, Partnerin des Mannes, Hausfrau, Mutter und Erzieherin der Kinder zu sein. Entsprechend wird die Erziehung der Töchter gemäß dieser Rollen- und Wertvorstellungen vorgenommen.

Im Besonderen werden ihre Rechte und grenzenlose Entscheidungs- sowie Handlungsfreiheit in der Haushalt-Führung ehrerbietig behandelt. Vorausgesetzt der Ehemann würde sich in diese wichtigen Angelegenheiten, die der Frau zuteil werden, einmischen, ließe er eine erheblich respektlose Handlungsweise erkennen. Demzufolge verhält er sich bezüglich des Hauswesens sehr reserviert und nennt sie auch des Öfteren als Geste seiner Hochschätzung „unsere Hauswirtin“.

Die Mutter ist jenes Mitglied der Familie, dem am meisten Ehrfurcht und Anerkennung zugesprochen wird. Im Unterschied zum Vater, hat sie sowohl zu ihren Söhnen, als auch zu ihren Töchtern eine höchst vertrauliche und herzliche Beziehung. Sie nimmt eine sehr liebevolle und zärtliche Haltung ein. Ihr vertrautes Verhältnis äußert sich durch goldige Kosenamen, die sie den Kindern gewährt.

Zuzüglich achtet sie mit großer Aufmerksamkeit darauf, dass die Kinder eine sittsame, anständige Erziehung bekommen und ihre Kleidung jederzeit sauber und ordentlich ist. Darum wird ungeachtet ihrer Liebe dreistes und vorlautes Verhalten der Kinder nicht toleriert.

Die abchasische Ehefrau zeichnet sich vor allem durch ihren Respekt und ihre bedingungslose Liebe sowie Verbundenheit aus, die sie ihrem Mann und den Kindern entgegenbringt. Auch sie, spricht aus Respekt ihren Mann nicht mit seinem Vornamen an. Überdies neigt sie für gewöhnlich dazu, voller Geduld auf die Heimkehr ihres Mannes zu warten und keinesfalls vorher schlafen zugehen.

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