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Abchasische Tischetikette

27.04.2018

Die Kultur der abchasischen Küche ist ziemlich kompliziert in ethnographischer Hinsicht. In der abchasischen Tischetikette werden viele subtile Nuancen der menschlichen Beziehungen ausgeprägt. Den Tisch zu verlassen und danach zurückzukommen wird als der Situation unpassend betrachtet. Jüngere müssen früher weggehen. Oder, zum Beispiel, auf keinen Fall den Platz der Älteren einnehmen. Sie müssen  Ruhe und Ordnung behalten, beim Essen und Trinken zurückhaltend sein - "es ist besser, den Tisch hungrig zu verlassen als zu viel zu essen und zu trinken.“

Jede Mahlzeit fängt traditionsgemäß mit einem formellen, rituell-symbolischen Gebet zu Ehren des Gottes an. Diese unveränderliche rituell-magische alte Formel heisst: "Mein Gott, sende uns seinen Segen!“ und "Schenke uns die Wärme deiner Augen!".

Die abchasische Tischetikette kann man ohne Trinksprüche kaum vorstellen - kleine und grosse, lokale und "universelle“, gesellschaftspolitische und persönliche, religiös-rituelle, "heilige" und viele andere gehören einfach dazu. Zu einer einzelnen Gruppe gehören witzige Trinksprüche in Form der Gedichte und Prose.  

Im Grossen und Ganzen ist die abchasische Tischetikette etwas wie ein Theaterstück. Alle wichtigen Komponente – von der rituellen Waschung der Hände bis zu den Trinksprüchen, Tänzen und Liedern – sind der Teil der Tradition. Es ist eine Regie ohne Drehbuch, zum Inhalt gehören nicht nur die Feier des Lebens und Vielseitigkeit der Schau, sondern auch die Selbstbehauptung der menschlichen Person.