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Die Rolle des Tourismus in Abchasien

27.07.2017

Der Tourismus zählt zu den Haupteinnahmequellen Abchasiens, dessen industrielle Produktion vernachlässigbar ist. Jährlich empfängt das nur etwa 200‘000 Einwohner zählende Land mehr als eine Million Touristen, der klar grösste Teil davon aus Russland. Ausserdem sieht man hin und wieder Touristen aus dem Osten der Ukraine oder aus Weissrussland. Westliche Touristen sind äusserst selten und sogar eine Attraktion für die Einheimischen. Dies liegt unter anderem an den abschreckenden Reisehinweisen der westlichen Aussenministerien, der fehlenden Abdeckung in den gängigen Reiseführern („Reisen nach Abchasien sind derzeit nicht möglich“) und dem für Nicht-Insider etwas mühsam zu durchschauenden Visumprozedere.

Der Westen der Landes ist im Sommer vollkommen auf russische Touristen ausgerichtet. Die Städte Candrypš/Gantiadi, Gagra, Pitzunda und Novy Afon leben im Sommer praktisch ausschliesslich vom Tourismus. Für die Sommersaison kommen dann trotz der recht tiefen Löhne zahlreiche Gastarbeiter aus dem Rayon Gali, Russland oder Armenien an. Auch Suchumi sowie kleinere Orte an der Küste sind ziemlich touristisch geprägt. Von Sotschi und Adler in Russland aus werden zudem täglich Dutzende Exkursionen nach Abchasien („der goldene Ring Abchasiens“) angeboten.

Individualtourismus ist noch nicht sehr verbreitet. Die meisten Touristen verbringen eine oder zwei Wochen in einer Unterkunft in Strandnähe in einem der Touristenzentren. Von dort aus nehmen sie ab und zu an einem organisierten Tages- oder Halbtagesausflug teil. Diese werden in den Hotels und an Strassenständen zuhauf angeboten und sind recht preiswert. Typische Reiseziele sind der Riza-See, Novy Afon, Suchumi (mit Botanischem- und Affengarten), aber auch die heissen Quellen Ostabchasiens oder das Wasserfall-Restaurant in Černigovka.

Die meisten Touristen übernachten in den „Sanatorien“. Dies sind Hotels, die zu Sowjetzeiten jeweils zu einem Grossunternehmen gehörten (z. B. Eisenbahn oder Stahlwerke) und der Belegschaft für den Urlaub zur Verfügung standen. Heute sind die meisten dieser Sanatorien privatisiert, ein Teil geschlossen oder sogar zerstört. In die meisten Sanatorien wurde kaum investiert, deshalb sehen sie nicht mehr sehr einladend aus. Das wohl schönste Sanatorium ist das im stalinistischen Zuckerbäcker-Stil erbaute „Gruzija“ („Georgien“) in Alt-Gagra, das leider nach einem missglückten Renovations-Versuch dem Verfall preisgegeben ist. Aushängeschild unter den Sanatorien ist nun das zwischen Gagra und Pitzunda gelegene „Samšitovaja Rošča“.

Viele Touristen nächtigen auch in von Privatleuten meist in Strandnähe angebotenen Privatzimmern und Mini-Hotels, die meist preiswert, aber nicht sehr komfortabel sind. Wer ohne Hotelreservationen unterwegs ist, kann sich sogar zur Hochsaison ziemlich darauf verlassen, so ein Zimmer zu finden. Es wird aber nicht gerne gesehen, wenn man weniger lang als eine Woche bleibt. Eigentliche Hotels wie in Westeuropa sind eher selten, wobei in den letzten Jahren einige entstanden sind. Dazu gehören das „Riza“ und das „Hotel-Suchum“ in Suchumi sowie das „San Marino“ in Gagra.